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Untersuchungen im Bereich der Kriegsgräberstätte

Der Grablage A auf der Kriegsgräberstätte Aschendorfermoor und in ihrer Umgebung galt unser besonderes Interesse im Rahmen der Untersuchung.

Historische Dokumente legen nahe, dass in diesem Areal Massengräber zu vermuten sind, die auf die Umbettungen im Jahr 1946 zurückzuführen sind. Zugleich verorten einige Dokumente auch die ursprünglichen Erschießungsgruben aus dem April 1945 sehr dicht am Ehrenfriedhof bzw. sogar als in diesen hineinragend.

Gesicherte Informationen liegen bisher aber weder über die Lage, Größe oder Anzahl der Gräber im Bereich des Friedhofs, noch über die Lage der ursprünglichen Gruben vor. 

Auch in diesem Bereich geben die historischen Luftbilder keine eindeutigen Hinweise. Allerdings lässt sich aus einer Zusammenschau der verfügbaren LiDAR-Geländemodelle, der geodätischen Vermessungen während der Prospektion und der Luftbilder aus der Nachkriegszeit die bauliche Entwicklung des Ehrenfriedhofs skizzieren.

Bezeichnete Grablagen und Baustrukturen der Kriegsgräberstätte.

In den 1950er und 1970er Jahren zeigt sich der Friedhof anders gestaltet als heute. Der Eingang befand sich zunächst an der Westseite. Von dort führte ein etwa 30 Meter langer Weg in südöstlicher Richtung zu einem massiven Gedenkstein aus Sandstein. Der Weg umrundete den Gedenkstein, bog dann nach Norden ab und endete nach etwa 20 Metern.

Heute ist von dieser Ausgestaltung nur der massive Sandsteinblock geblieben, der am Rand der neu gestalteten Anlage steht und von Gestrüpp zugewuchert ist. Der Eingang zum Friedhof ist an die Südseite der Anlage verlegt. Ein gepflasterter Weg führt von dort im Bogen zu einem Gedenkstein in der Mitte einer Lichtung, der auf einem erhöhten Rondell aufgestellt wurde. Der Gedenkstein wird heute von zwei adulten Birken flankiert.

Im Gegensatz zum Lagerbereich zeigt die Kombination aus Magnetometrie und Georadar im Bereich des Friedhofs einen eindeutigen Befund. Dabei ermöglichen die geophysikalischen Messungen, einen räumlichen Bezug zum Lagerbereich herzustellen: Auf dem Magnetogramm zeichnen sich deutlich die Reste einer von Südwest nach Nordost streichenden Umzäunung des Häftlingsbereichs ab. Der Friedhof ragt also in das ehemalige Lagergelände hinein.

Die Zaunreste treten im Bereich des Friedhofs viel deutlicher und stärker zusammenhängend auf, als auf dem Lagerareal. Ursächlich hierfür ist, dass im Bereich der Kriegsgräberstätte kein Ackerbau stattgefunden hat, so dass sich die Zaunreste stärker ungestört in den oberen Bodenschichten erhalten haben. Sie erscheinen auch in jedem Radargramm als zusammengeballte, stark reflektierende Eisenfragmente in einer Tiefe von bis zu 50 cm unter der gegenwärtigen Geländeoberfläche.

Magnetometrie- und Lidarbefunde im Bereich der Kriegsgräberstätte.

Im Hinblick auf die Frage nach Lage und Anzahl von Massengräbern im Bereich des Friedhofs bzw. im Randbereich des vormaligen Lagergeländes sind neben den Resten der Zaunanlage noch mindestens drei weitere große Anomalien von Bedeutung, die von der Magnetometrie auf den begehbaren Flächen des Ehrenfriedhofs erfasst worden sind. 

Eine Anomalie auf der Freifläche südlich des Rondells und links des Weges, zeigt magnetisches Verhalten, das auf stark erhitzte nicht-metallische Objekte im Untergrund zurückzuführen ist. Sie stimmt räumlich mit einem dunklen Bereich auf einem historischen Luftbild aus den 1950er Jahren überein. Derzeit ist die Bedeutung dieser Anomalie nicht eindeutig zu klären.

Zwei weitere intensive und positive (schwarze) Anomalien innerhalb des Rondells deuten auf zwei sich ähnelnde Befunde im Untergrund hin: größere Gruben, die auf eine Anreicherung bzw. ein Vorhandensein von stark magnetischem Material in ihrer Verfüllung hinweisen. Die Grube in der Mitte des Rondells bzw. im Bereich des Gedenksteins wurde von uns zur genaueren Untersuchung mittels Georadar ausgewählt. 

Der ausgewählte Bereich wurde systematisch in einem engen Muster von Messbahnen im Abstand von 50 cm profilorientiert und aus verschiedenen Richtungen mit dem Georadar durchleuchtet.

Radargramm aus dem Bereich der Kriegsgräberstätte (zur Lage und Verlauf des Radargramms s. Abbildung oben).

Die Abbildung zeigt ausgewählte Ergebnisse der profilorientierten Georadarerkundung innerhalb des Rondells im Ehrenfriedhof.

Oben ist das Radargramm abgetragen, das die magnetische Anomalie bzw. Grube in der Mitte des Rondells schneidet (siehe auch die Abbildung mit dem Magnetogramm weiter oben). Unten ist die Interpretation des Radargramms eingezeichnet.

Als Linien sind dabei Schichtreflexionen und als Sterne bzw. Spiralen ausgewählte Wellenbeugungen an Objekten (Hyperbeln) gekennzeichnet. In orange sind diejenigen Schichtreflexionen bzw. -übergänge markiert, die eine mehr oder minder intensive Eisenanreicherung aufweisen. 

Die Schichtreflexionen zeigen, dass eine nach Nordwesten einfallende Grube in den anstehenden Boden eingetieft ist.

Im betrachteten Radargramm ist die maximal-gemessene Tiefe dieser Grube von etwa 2 m zu erkennen. Benachbarte Radargramme zeigen Tiefen, die sich um 1 m unter der heutigen Geländeoberfläche (GOF) bewegen. Wir nehmen an, dass Tiefen von 2 m unter der GOF zum Zeitpunkt des Anlegens der Grube nicht erreicht wurden, denn das Radargramm zeigt sehr deutlich, dass auf der ehemaligen Oberfläche bis zu 50 cm Bodenauftrag und Rondellauffüllung liegen. 

Das wiederum bedeutet, dass die Grube nach dem Aushub eine maximale Tiefe von etwa 1,5 m unter GOF aufwies. Außerdem kann durch Zusammenschau aller ausgewerteten Radargramme die Grubengröße auf etwa 3 x 8 m geschätzt werden, wobei die Ausrichtung der längeren Seite etwa von Ost nach West strich und der abgeflachte Eingang zur Grube im südöstlichen Abschnitt des Rondells lag. 

Zur weiteren Interpretation der Magnetogramme kann aus den Befunden der Radargramme abgeleitet werden, dass die - offensichtlich mit magnetischen Eisenverbindungen angereicherten auf der Abbildung mit dem Radargramm orange gekennzeichneten - Schichtübergänge für die magnetische Anomalie im Mittelpunkt des Rondells verantwortlich sind. 

Wie es zur Entstehung dieser Eisenanreicherung an der tiefsten Stelle der Grube kam, kann derzeit nicht verlässlich geklärt werden. Vergleichbare Georadaruntersuchungen an Massengräbern am Friedhof Dalum (in der Nähe des ehemaligen Lagers Dalum im Emsland) zeigten sehr ähnliche Schichtreflexionen in Radargrammen. Es ist also durchaus möglich, dass solche Radargramm-Muster typisch für Massengräber in sandigen Bodensubstraten sind.

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